Westfälische Dachtage

Westfälische Dachtage 2013 in der Schützenhalle Eslohe

Ausgebreiteter Holzporling, Bauphysik und Facebook

Holzschädlinge, Wärme- und Feuchteschutz und erfolgreiche Unternehmenspräsentation im Internet waren einige Themen der diesjährigen Westfälischen Dachtage in Eslohe.

Der Landesinnungsmeister des westfälischen Dachdeckerhandwerks, Manfred Struwe, eröffnete die diesjährigen Dachtage in Eslohe am 21.-22.02.2013. Rund 200 Teilnehmer aus dem Dachdeckerhandwerk, der Bedachungsindustrie und dem Handel waren zu den 63. Westfälischen Dachtagen in die Schützenhalle nach Eslohe gekommen. In seiner Begrüßungsrede ging Landesinnungsmeister Struwe auf die leicht rückgängige Auftragslage des vergangenen Jahres ein. Ähnliches ist nach seiner Auffassung auch für den schneereichen Start im Jahr 2013 zu befürchten. "Trotz dieser Aussicht steht das Dachdeckerhandwerk mit rd. 8000 gewerblichen Arbeitnehmern in Westfalen relativ stabil dar." so Struwe.

Die Grußworte der Gemeinde Eslohe übermittelte Herr Michael Nemeita, der allen Anwesenden einen kurzen Ausblick auf die Projekte der Gemeinde Eslohe gab. Nach seinen Ausführungen "steht der Bürger im Mittelpunkt der Entscheidungen des Rathauses".

Tomas Lücke, Manfred Struwe

Landesinnungsmeister Manfred Struwe (rechts) und "Doppelmeister" Tomas Lücke

Eine Ehrung erhielt der "Doppelmeister" Tomas Lücke vom Dachdeckerunternehmen Daume aus Ahaus, aufgrund seiner guten Leistungen in den Meisterprüfungen im Dachdecker- und Klempnerhandwerk. Tomas Lücke bedankte sich für die Übergabe eines Weiterbildungsgutscheins der GFW-Dach mbH und eines Werkzeugkoffer der Zedach und hob besonders die sehr gute fachliche und persönliche Betreuung am Bildungszentrum des westfälischen Dachdeckerhandwerks hervor.

Den Start in die Vortragsreihe des ersten Tages übernahm der neue Geschäftsführer des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen Fritz-Marius Sybrecht. Rechtsanwalt Sybrecht referierte eindrücklich und anschaulich zu vermeidbaren Fehlern vor und während des Arbeitsgerichtsprozesses. Besonders bei Abmahnungen und Kündigungen können durch den Arbeitgeber viele Fehler gemacht werden. "Auch wenn der Kragen platzt, vermeiden Sie Wutabmahnungen oder Wutkündigungen. Die haben meist vor Gericht keine Aussicht auf Erfolg." riet Sybrecht.

Fritz-Marius Sybrecht

Der neue Geschäftsführer des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen, RA. Fritz-Marius Sybrecht

Durch die Erkrankung des Referenten Herbert Gärtner, der das Shattering bei hochpolymeren Dachbahnen als Thema hatte, wurde eine Programmänderung erforderlich. Dachdeckermeister und Geschäftsführer der GFW-Dach mbH Jürgen Gerbens verlegte kurzer Hand seinen Vortrag zum Thema "Kleine Brücke-Große Wirkung". Die technischen Anforderungen an den Wärmeschutz und die Luftdichtheit der Gebäudehülle stellen den Dachdecker besonders im Sanierungsbereich täglich vor große handwerkliche Herausforderungen. Es gilt Wärmebrücken und Leckagen der Gebäudehülle zu minimieren, um z.B. einen Schimmelbefall der Innenraumoberflächen zu vermeiden. "Ein gesundes Innenraumklima, ohne Schimmelsporen kann nur dann erreicht werden, wenn Feuchtigkeitsbelastung, Beheizung und Lüftung auf das Nutzerverhalten und das Gebäude abgestimmt sind." berichtete Gerbens.

Ein besonderes Highlight der diesjährigen Dachtage war der Beitrag zum Thema Holzschädlinge an Dachkonstruktionen von Dipl.-Ing., Architekt und öffentlich bestelltem Sachverständigen Ulrich Arnold. Mit Schaukästen und Probestücken baute Arnold an der Bühne ein ganzes Schreckenskabinett von Holzschädlingen auf. "Der Befall von Dachkonstruktionen durch Holzschädlinge oder auch Pilze setzt immer eine erhöhte Holzfeuchte von über 20 % voraus", mahnte Arnold. Im zweiten Teil seiner Ausführungen ging Dipl.-Ing. Arnold dann auf die technischen Anforderungen der Norm DIN 68800 ein. Einen Schwerpunkt bildete die zukünftigen baulichen Maßnahmen bei Schalungen, Konter- und Tragelattungen (Gebrauchsklasse 0). Abweichend von den bisherigen Regelungen ist in der Zukunft überwiegend auf einen chemischen Holzschutz zu verzichten und das Holz unter 20 % Holzfeuchte einzubauen.

Ulrich Arnold

Dipl.-Ing., Architekt und Sachverständiger Ulrich Arnold

"Wie findet der Kunde seinen Dachdecker im Internet?" fragte Frau Frederike Pollner, Social Media Managerin, dachdecker.com. "Eine individuelle und ungewöhnliche Homepage eines Dachdeckerunternehmens ist die beste Möglichkeit, im Internet auf sich aufmerksam zu machen. Zeigen Sie Bilder von Ansprechpartnern oder Mitarbeitern auf der Baustelle, statt dem üblichen Gruppenfoto mit Fahrzeug." empfahl Frau Pollner. Professionellen Support in dieser Hinsicht kann der Dachdecker bei "dachdecker.com" erhalten.

Im zweiten Teil Ihres Vortrages ging Frau Pollner auf die zukünftige Mitarbeitersuche über soziale Netzwerke ein. "Bereits 74 % der Internetnutzer halten sich in sozialen Netzwerken, wie facebook auf. Bei den Nutzern unter 30 Jahren sind es sogar 92 %", berichtete Frau Pollner. Die Chancen für eine Teilnahme am sozialen Netzwerk sind für einen Handwerksbetrieb aktuell sehr gut. "Starten Sie eine Unternehmerseite und berichten Sie wöchentlich über Ihr Unternehmen. Mit einer zielgruppenspezifischen Ansprache zur Mitarbeitersuche erreichen Sie bis zu 2,67 Mio. Einblendungen mit einem Budget in Höhe von nur 250 Euro" riet Frau Pollner.

Frederike Pollner

Frederike Pollner, Social Media Managerin, dachdecker.com

Der Ausklang des ersten Tagungstages fand im "Schafstall" der Essel-Brauerei in Eslohe statt. Rund 100 Tagungsteilnehmer fanden sich zu dem gemütlichen Begrüßungsabend ein. Bei gutem Essen und frisch gebrautem Bier wurden nicht nur die Vorträge des Tages diskutiert, sondern man tauschte auch Erfahrungen, Sorgen und fachliche Lösungen untereinander aus.

Der zweite Tag wurde mit einem Beitrag von Christopher Wohland, von der Bau BG NRW eröffnet. Herr Wohland zeigt anhand von erschreckenden Bildern und eindrücklichen Unfallbeschreibungen die Pflichten des Unternehmers im Arbeitsschutz auf. Trotz einiger humorvoller Ausführungen des Referenten zeigten sich fast alle Teilnehmer z.T. schockiert vom Verlauf und der Auswirkungen der geschilderten Unfälle.

Für die erforderlichen bauphysikalischen Berechnungen steht neben dem bekannten Glaser-Verfahren auch das Berechnungsprogramm "Wärme und Feuchte Instationär – WUFI" zur Verfügung. Dipl.-Ing. Heinz-Peter Raidt aus Herdecke zeigte Möglichkeiten, Grenzen und Ergebnisse der beiden Berechnungsprogramm auf. "Das Glaserverfahren bietet bei Dach- und Dämmarbeiten ausreichende Ergebnisse, um ein Bauteil im Hinblick auf den Wärme- und Feuchteschutz funktionsfähig zu bemessen", so Raidt.

Viele Schreckensbilder von Unfällen mit Dachdeckerkranen zeigte Dipl.-Ing. Andreas Willuhn, Werne. "Der Grundbruch ist die häufigste Ursache für das Einsinken einer Stütze und damit der Beginn einer instabilen Situation", berichtete Willuhn. Auch das sichere Anschlagen von Lasten und die Personenbeförderung zu Reparaturzwecken erklärte der technische Mitarbeiter der Fa. Böcker Maschinenwerke GmbH anschaulich und praxisnah.

Die zeitgenössische und hoch witterungsresistente Gestaltung von Dach- und Fassadenflächen mit Edelstahl erläuterte Dr. Hans-Peter Wilbert, von der Informationsstelle Edelstahl. Durch verschiedene Stahlsorten und unterschiedliche Bearbeitungen von Oberflächen können vielfältige Ausdrucksformen des Bleches erzielt werden. Besonders durch eine interessante Material-kombination mit Naturstoffen wie z.B. Holz oder Stein lassen sich moderne, architektonische Gestaltungen umsetzen.

Mit den Schadensfolgen eines Brandes einer Lagerhalle, die bei Dacharbeiten "angesteckt" wurde, zeigte Christian Bargheer von der Debau aus Hamm einige Haftungsfallen bei Versicherungsverträgen auf. Bargheer zeigte anhand der einzelnen Schadenssummen eines Brandschadens das Gefährdungspotential für ein Dachdeckerunternehmen auf und riet zu einer Überprüfung der bestehenden Versicherungsverträge.

Mit einem Beitrag über die Premium-Unternehmerseminare des Jahres 2013 verabschiedete sich der Geschäftsführer der GFW-Dach mbH Jürgen Gerbens. Das sehr erfolgreiche Seminar über innovative Bautechniken in der Schweiz und das neue Seminar zur Absicherung von Bauarbeiten an schwer zugänglichen Baubereichen in Österreich sind im Sommer des Jahres 2013 die Highlights, die man sich bereits jetzt vormerken sollte. Die Moderatoren der Veranstaltung Fritz-Marius Sybrecht und Jürgen Gerbens bedankten sich bei den Teilnehmern für ihr Interesse und dem hohen Grad der Aufmerksamkeit. Landesinnungsmeister Manfred Struwe lud dann noch zu den nächsten Dachtagen am 13.-14.03.2014 wieder nach Eslohe ein und wünschte allen Teilnehmern nach dem hoffentlich zeitnahen Ende des Winters einen gelungenen Arbeitsstart.

Jürgen Gerbens